Yin und Yang im britischen Herrenclub

Du siehst ihn vor Deinem inneren Auge? Den klassischen Herrenclub? Lederbezogene, nach feiner Möbelpolitur duftende Chesterfield-Sofas, Zigarren rauchendende Herren, manche schnarchen unter der angesehenen Wirtschaftszeitung? Selbstverständlich gibt es den besten Whiskey der Stadt, jedoch kein Frauengedöns wie Prosecco? Wenn du all das vor Deinem inneren Auge siehst, dann: Herzlich willkommen im englischen Herrenclub des 20. Jahrhunderts.

Über all dem hing die Prämisse „No ladies“.

Nichts Schlimmeres kann passieren, als dass eine Frau keck und frech die heiligen Hallen betritt.

Im köstlichen Film „In 80 Tagen um die Welt“ fallen aus unerklärlichen Gründen Bilder von den Wänden als die bezaubernde Shirley MacLaine den Clubraum betritt. Und in „Jenseits von Afrika“ wird Meryl Streep in den Herrenclub eingeladen bevor sie nach Dänemark zurückkehrt. Keine größere Ehre könnten ihr die Herren erweisen.

Die gesellschaftlichen Hintergründe und vor allem die heutigen Gründe für männliche Reviere mit ausdrücklichem „Frauen unerwünscht“ will ich gar nicht kommentieren.

Aus Feng Shui Sicht ist die Entstehung von traditionellen Herrenclubs jedoch höchst interessant.

Gerade der englische Einrichtungsstil ist extrem weiblich dominiert. Blumen hier und da (Laura Ashley), üppige Vorhänge, lange Volants, floral gemusterte Tapeten, weiche Teppiche. Alles ist zart und weich und lädt zum Verweilen ein. Ein sehr yin bestimmter Einrichtungsstil. Wer fühlte sich damals in diesem Ambiente wohler? Was glaubst Du? Frauen? Männer?

Ja genau Frauen. Für Männer waren die Pastellfarben, Rüschen und Blumen wohl unerträglich. Der Fluchtinstinkt regte sich. Es hieß nur noch: weg von den Rüschen, weg von den Blumen, weg von den weichen Sofas, die einen in eine passive Haltung zwingen, weg, weg, weg.
Und zwar in ein Resort, das dem männlichen Geschmack entspricht. Eine Oase der Erholung. Dort wo man ungestört Geschäfte machen konnte, dort wo alle männlichen Bedürfnisse (fast alle) erfüllt wurden. Mit einem Wort: richtig Yang!

Welch Erleichterung, welch Durchatmen, welch Genuss!

Hier fühlten sich die Herren wohl und wen wundert es, dass so mancher Mann seine Freizeit großteils in diesem männlichen Reservoir verbrachte – inklusive ehelicher Entfremdung natürlich. Im heimatlichen Schloss gab es außer dem Herrenzimmer kein Yang, im Herrenclub gab es kein Yin und somit hatte man vorerst einen (faulen) Kompromiss getroffen.

Praxistip für das 21. Jahrhundert:

Was bedeutet das für Dich im Hier und Jetzt?

Ein “zu Hause”, ein “richtiges zu Hause” wird nur dann für Mann und Frau ein solches sein, wenn sowohl weibliche als auch männliche Aspekte ihren Ausdruck erleben. Nur wenn beide Bewohner mit der Wohnung und der Ausstattung emotional verbunden sind, nur dann fühlen sich auch beide wohl.

Und wer einen Partner sucht, möge seine eigenen 4-Wände objektiv betrachten. Sich ehrlich fragen, ob die Wohnung bereit ist, einen Partner aufzunehmen und ob genug weibl./männl. Aspekte vorhanden sind. Bei einer  Wohnung, die als Technik-Lager dient, wird eine Frau eher kehrt machen, hier ist ja kein Platz für sie. Umgekehrt: Eine Wohnung, eine extrem weibliche gestaltete Wohnung wird einen Mann eher zurückzucken lassen, hier droht wohl Gefahr 😉